Asel

Ein Ort mit zwei Seelen …

Alt-Asel  (248 m über NN) taucht heute bei Niedrigwasser aus den Fluten des Edersees auf. Die gut erhaltene Brücke steht unter Denkmalschutz und ist als Teil des Edersee-Atlantis ein viel besuchter Tourismusmagnet.

Neu-Asel  (310 m über NN.) hat sich zu einem Tourismusort mit vielen Ferienwohnungen entwickelt und gehört seit der Gebietsreform im Jahr 1974 zur Nationalparkgemeinde Vöhl.

Das verlorene Dorf Alt-Asel

Das 2,5 km südlich von Vöhl im Edersee, beiderseits des Aselbaches, gelegene Dorf Alt-Asel tritt mit seiner urkundlichen Ersterwähnung als „Ezele“ im Jahr 1317 erstmals in Erscheinung und gehörte zur Herrschaft Itter. Die kleine landwirtschaftlich geprägte Ansiedlung schmiegte sich eng in den schmalen Taleinschnitt und hatte nur eine geringe Ausdehnung.

In den Jahren 1888 – 1891 baute der Staat eine vierbogige, 60 Meter lange Brücke über die Eder. Sie war eine langersehnte Verbindung zu den reichen Forst- und landwirtschaftlichen Flächen auf der rechten Ederseite. Bis dahin mussten die Bewohner zur Ederquerung eine Furt bei der „Hohen Fahrt“ früher „Hohe Furt“ nutzen.

Kurze Zeit später kamen im Jahr 1903 erste Gerüchte vom Bau einer Talsperre bei Hemfurth auf, die wenige Jahre später Gewissheit wurden.

Ab 1907 begann der Bau der Sperrmauer mit einem Fassungsvermögen von etwa 200 Mio. m³ und wurde 1914 fertiggestellt.

Das bedeutete, dass viele Menschen ihre Heimat verlassen mussten. Ca. 900 Menschen aus den Ortschaften Berich, Bringhausen, Asel, aber auch Nieder-Werbe und Herzhausen sowie von einigen Höfen mussten abgefunden und umgesiedelt werden. Im September 1911 war die Abfindung der Grundeigentümer in Asel abgeschlossen und die Umsiedlung begann.
 

Ein Teil von Edersee-Atlantis

175 Menschen aus Asel verloren ihre Heimat. Am Ostermontag, den 24.03.1913 feierten sie in der Aseler Kirche einen bewegenden Abschiedsgottesdienst und stellten sich für ein Abschiedsfoto ein letztes Mal gemeinsam dem Fotografen. Die Häuser und auch die Kirche wurden auf Abbruch verkauft. Die alte Aseler Kirche steht heute in Lehnhausen und wurde dort lange Jahre als Schulhaus genutzt.

Im Gegensatz zu den Ederbrücken in Berich und Bringhausen wurde die Ederbrücke in Asel nicht von preußischen Grenadieren gesprengt und taucht heute bei Niedrigwasser aus den Fluten des Edersees auf. Die gut erhaltene Brücke steht unter Denkmalschutz und ist als Teil des Edersee-Atlantis ein viel besuchter Tourismusmagnet.

Neu-Asel und sein Erbe

Auf dem nahegelegenen Hagebuch entstand eine neue Siedlung zunächst aus 6 Gehöften und einer kleinen Kirche. Im Febr. 1913 waren das Straßennetz, die Kanalisation und die ersten 3 Gehöfte im Unterbau fertig. Ein schöner handgezeichneter Plan zeigt die Anlage des neuen Dorfes mit den Namen der Familien. Die Anlage des Ortes erfolgte nach den Plänen von Reg. Baumeister Dr. Ing. Meyer aus Kassel.

Heute hat sich Asel zu einem Tourismusort mit vielen Ferienwohnungen entwickelt und gehört seit der Gebietsreform im Jahr 1974 zur Nationalparkgemeinde Vöhl.

Gedenkstein

Auf Vorschlag des Landrates des Kreises der Eder, Dr. Carl von Weiler, im Jahr 1922 wurden Gedenksteine für die im Edersee versunkenen Ortschaften Berich, Bringhausen und Asel vom Wasserbauamt Kassel entworfen und 1930 gebaut.

Jugendherberge Hohe Fahrt

Kurz danach wurde die Jugendherberge „Hohe Fahrt“ früher „Hohe Furt“ im Jahr 1931 auf dem Gelände einer nach dem 1. Weltkrieg entstandenen Siedlungsstätte eröffnet. Die Jugendherberge wurde in den Folgejahren umfangreich erweitert und ausgebaut. Sie ist heute ein Aushängeschild für den Tourismus in der Gemeinde Vöhl.

Campingplatz Asel-Süd

Nach dem Bau der Aseler Brücke erbaute der Staat auf der rechten Ederseite ein neues Forsthaus und richtete eine kleine Landwirtschaft ein. Nach der Flutung des Edersees wurde diese Siedlungsstelle mit den auf Abbruch gekauften Häusern des Forsthauses und des fast neuen Hauses der Familie Heinrich Scherff aus Alt-Asel deutlich erweitert.

Der Hof Asel ging in den Folgejahren durch viele Pächterhände. 1952 übernahm Walter Wilhelmi das Anwesen von der Genossenschaft und betrieb zunächst die Landwirtschaft weiter, um sie 1955 mit einem kleinen Zeltplatz zu ergänzen.

Dieser wurde in den Folgejahren immer weiter ausgebaut und ist heute ein beliebtes Feriendomizil. Auch eine Fährverbindung über den See wird von hier zumindest seit 1921 aus unterhalten.

Verwaltungsbezirk

  • um 1317: Herrschaft Itter
  • 1358: Kurfürstentum Mainz, Amt Itter / Landgrafschaft Hessen, Amt Hessenstein
  • 1570: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Hessenstein
  • 1585: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Herrschaft und Gericht Itter
  • 1604: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Hessenstein
  • 1648/50: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Herrschaft Itter
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Herrschaft Itter
  • 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Itter
  • 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Herrschaft Itter
  • 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Vöhl
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Vöhl
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg (bis 1886 noch als Amtsbezirk/Verwaltungsamt Vöhl)
  • 1913: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg