Ederbring­hausen

Wo Orke und Eder zusammen­fließen …

Ederbringhausen (256 m über NN) liegt mitten im Naturpark Kellerwald-Edersee und ist einer von 15 Ortsteilen der Nationalparkgemeinde Vöhl im Landkreis Waldeck-Frankenberg. 274 Menschen (Stand: 30.06.2021) mit erstem Wohnsitz leben in dem schönen Dorf an der Mündung der Orke in die Eder. Im Zuge der Industrialisierung hat sich Ederbringhausen vom Haufen- zum Straßendorf entwickelt und ist heute in Oberdorf (Baugebiet „Auf dem Sattler“) und Unterdorf gegliedert. Aus dem einst bäuerlich geprägten Ort ist eine Wohngemeinde geworden, in der kaum noch Landwirtschaft betrieben wird. Einer räumlichen Weiterentwicklung des Ortes sind auf der einen Seite durch Orke bzw. Eder und auf der anderen Seite durch den Langenberg natürliche räumliche Grenzen gesetzt.

Die historischen Anfänge

In einer Urkunde des Klosters Haina wird Brunichusen um 1240 erstmals schriftlich erwähnt. Seit dieser Zeit hat der Ort eine wechselvolle Geschichte mit vielen verschiedenen politischen Zugehörigkeiten erlebt. Im Zuge der Gebietsreform 1971 fusionierten die bis dahin selbständigen Gemeinden Ederbringhausen, Buchenberg, Harbshausen, Kirchlotheim, Niederorke, Oberorke und Schmittlotheim zur Gemeinde Hessenstein, um am 1. Januar 1974 in der Großgemeinde Vöhl (heute „Nationalparkgemeinde Vöhl“) aufzugehen.

Burg Keseburg

1,2 km östlich des Ortes liegt auf einem Bergsporn des Keseberges die Ruine der Keseburg. Sie wurde wahrscheinlich im 11. Jahrhundert von den Grafen von Ziegenhain und Reichenbach erbaut und 1144 erstmals als Sitz der Vögte von Keseberg (Caseberch) erwähnt. Landgraf Heinrich I. von Hessen zerstörte die Burg im Jahr 1277 und übergab den Burgberg und die Reste der Burg dem Kloster Haina zu freiem Eigenbesitz. Heute zeugen nur noch wenige Mauer- und Grabenreste von der Burganlage.

Burg Hessenstein

Die Burg Hessenstein liegt 1,7 km südöstlich von Ederbringhausen und wurde 1342 durch Landgraf Heinrich II. von Hessen auf den Resten der alten „Silburg“ erbaut. Bereits wenige Jahre später wurde sie 1348 auf Druck des Erzbischofs von Mainz an das Kloster Haina verpfändet. Nach Einführung der Reformation in Hessen war die Burg von 1555 bis 1821 Sitz des landgräflichen Amtes Hessenstein und wurde von Rentmeistern verwaltet. Anschließend diente die Burg als Wohnung der Forstbeamten der Oberförsterei Frankenberg und ab 1890 war sie Sitz eines Oberförsters und eines Revierförsters. 1922 richtete das Deutsche Jugend-Herbergswerk die erste hessische Jugendherberge in der Burg ein. Seit 2008 sind der Naturschutzbund (NABU) Hessen, die Kreishandwerkerschaft und der Landkreis Waldeck-Frankenberg zu gleichen Teilen Gesellschafter der „Jugendburg Hessenstein gGmbH“.

Bahnhof Ederbringhausen

Ederbringhausen wurden am 1. Mai 1900 an das moderne Bahnnetz Warburg-Sarnau angeschlossen und erhielt einen eigenen Bahnhof. Aus Rentabilitätsgründen wurde der Personenverkehr am 30. Mai 1987 nach 87 Jahren aber eingestellt. Am 1. Juni 1991 folgte auch die Einstellung des Güterverkehrs. 20 Jahre später standen die Zeichen auf Reaktivierung der Bahnstrecke. Nachdem der Kreistag des Landkreises Waldeck-Frankenberg am 17. September 2011 für die Reaktivierung der Bahnstrecke stimmte und zusagte, sich mit gut drei Millionen Euro an den Kosten zu beteiligen, war die Wiederaufnahme des Verkehrs der „Nationalparkbahn“ endgültig beschlossene Sache. Mit Verzögerung begannen am 30. Juni 2014 die Bauarbeiten für die neue Haltestelle Ederbringhausen. Das ortsbildprägende Bahnhofsgebäude befindet sich heute in Privatbesitz. Am 11. September 2015 wurde der Bahnverkehr nach 15 Monaten Haltestellenbauzeit offiziell wieder aufgenommen. Im Rahmen eines „Streckenfests“ am 12. und 13. September 2015 wurde die neue Haltestelle der Öffentlichkeit übergeben. Der planmäßige Personenverkehr der Nationalparkbahn startete am 14. September 2015.

Ederbrücke

Ederbringhausen lag jahrhundertelang fern der Handelswege, die stets auf den Höhenrücken verliefen. Um auf die Fernstraße (Wäänstraße = Wagenstraße) von Frankfurt nach Bremen zu gelangen, welche bei Niederorke den Talgrund querte, musste man bei Niederorke zunächst eine Landesgrenze mit Zollstation passieren.


Nach 6-jähriger Bauzeit wurde 1878 die Ederstraße (heute Bundesstraße B 252) zwischen Frankenberg und Schmittlotheim fertiggestellt. Durch einen Brückenbau erfolgte 1886 der Anschluss des Ortes an diese Fernstraße. Zuvor konnten Fußgänger über einen Holzsteg und Fuhrwerke durch eine Furt die Eder queren.


Die Brücke erhielt einen starken Bohlenbelag und ein Eisengeländer. 1950 musste sie einem Neubau weichen. Doch auch diese Brücke war schon bald wieder Geschichte. Sie genügte den modernen Ansprüchen nicht mehr und war sanierungsbedürftig. Sie wurde 2002 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Das Einweihungsfest der neuen Brücke fand am 27.06.2003 statt.

Alte Dorfkirche in Ederbringhausen

Obwohl das Dorf in einer um 1240 entstandenen Urkunde erwähnt wird und aufgrund von Grabungen dort ebenfalls für das 13. Jahrhundert ein Kirchengebäude bestätigt ist, gibt es aus Mittelalter und früher Neuzeit für die Existenz der Kirchengemeinde Ederbringhausen nur wenige gesicherte Belege. Soweit bekannt ist, war Ederbringhausen nie Sitz einer Pfarrei. Das kirchliche Gebäude des Ortes hatte nach dem Kirchenrecht also ursprünglich nicht den Status einer Kirche, sondern war lediglich eine Kapelle. Die kleine, 1801 direkt an der Ortsdurchfahrt (Orketalstraße) errichtete Ederbringhäuser Fachwerkkirche erwies sich mit zunehmender Automobilisierung mehr und mehr als Verkehrshindernis, da das Gebäude mit seiner Südostecke in die Fahrbahn hineinragte. Trotz einigen Widerstands wurde die alte Dorfkirche ausgerechnet im Europäischen Denkmalschutzjahr 1975 zugunsten einer Straßenverbreiterung abgerissen. Am Standort der alten Kirche führten seinerzeit freiwillige Helfer eine Notgrabung durch, die belegte, dass an gleicher Stelle bereits im 13. Jahrhundert ein Vorgängerkirchenbau stand.

Das alte Ederbringhäuser Kirchengebäude wurde später im Freilichtmuseum Hessenpark bei Neu-Anspach im Taunus wieder aufgebaut und wird dort seit 1990 mit neuem Leben erfüllt. So hat sich die einstige kleine Dorfkirche dort mittlerweile zum Beispiel zu einer beliebten Hochzeitskirche entwickelt.

1973/74 wurde in Ederbringhausen unweit des Standorts der alten Kirche und ebenfalls an der Orketalstraße gelegen eine neue Kirche als moderner Zweckbau errichtet. Aus der alten Dorfkirche haben hier der Kanzelkorb, der Orgelprospekt und die Glocke Verwendung gefunden. Am 03.11.1974 nahm die Kirchengemeinde mit einem Gottesdienst feierlich Abschied von der alten Kirche und zog anschließend gemeinsam in den Kirchenneubau ein. Nahezu die gesamte Einwohnerschaft schloss sich damals dem Zug in den Neubau an, wobei Pfarrer und Kirchenvorsteher an der Spitze der Prozession das Kruzifix und die liturgischen Geräte trugen und das neue Gotteshaus so symbolisch in Besitz nahmen.

Schulhaus

In Ederbringhausen ist bereits 1780 ein Schulhaus schriftlich belegt. Im 19. Jahrhundert war Johannes Hartmann bis zu seinem Tode im Jahr 1887 der zuständige Schulmeister. Das zweite Schulhaus erwarb die Gemeinde Ederbringhausen im Jahr 1834 von Johannes Spitz und richtete es zu Schulzwecken ein.

1934 sollte ein neues Schulhaus gebaut werden und entsprechende Pläne wurden ausgearbeitet. Als aber die Familie Kann 1937 durch einen Brand ihr Haus samt Wirtschaftsgebäuden verlor, überließ man ihr den bereits gekauften Bauplatz. Ein Schulneubau musste warten und wurde letzten Endes nicht mehr realisiert. Zum 30. Juni 1958 wurde die Volksschule Ederbringhausen aufgelöst. Die Kinder mussten nach den Sommerferien 1958 die neue Orketalschule des Schulverbandes Ederbringhausen, Ober- und Niederorke besuchen. Die Grundsteinlegung für diese neue Schule fand am 28.03.1957 statt. Bereits zwei Monate später, am 24. 05.1957, feierte man Richtfest.

In dieser Schule wurde bis 1968 unterrichtet, dann wurde der Schulverband bereits wieder aufgelöst und die Kinder besuchten nach den Sommerferien die neue Mittelpunktschule in Herzhausen.

Orketalhalle

Neben dem Feuerwehrhaus baute die Gemeinde 1997 ein schönes Dorfgemeinschaftshaus, die Orketalhalle. Der Mehrzweckbau etablierte sich schnell als kulturelles Zentrum des Ortes, zumal mittlerweile alle örtlichen Gastwirtschaften dauerhaft geschlossen hatten. Die Halle wird von allen örtlichen Vereinen für ihre Veranstaltungen sowie von Einheimischen und vielen Auswärtigen für Familienfeste genutzt.

In den letzten Jahren hat sich die Orketalhalle mit ihrer landschaftlich schönen Lage direkt an der Orke zu einem neuen Dorfmittelpunkt entwickelt. Eine großzügige Schutzhütte und ein neuer Spielplatz sind eine folgerichtige Erweiterung des Ensembles. Am Knotenpunkt vieler Rad- und Wanderwege ist das Gelände als Naturpark-Rastplatz ausgewiesen. Sitzsteine an der Orke laden Einheimische, Radfahrer und Wanderer zur Rast ein. Auf der rechten Orkeseite wird das Gelände um einen schattigen Ruheplatz unter Eichenbäumen ergänzt.

Verwaltungsbezirk

  • 1359: Gericht Itter
  • 1571: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Hessenstein, Gericht Geismar
  • 1604: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Hessenstein
  • 1623-1648: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Hessenstein
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Oberhessen, Amt Hessenstein
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Oberhessen, Amt Hessenstein
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Werradépartement, Distrikt Marburg, Kanton Frankenau
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Oberhessen, Amt Hessenstein
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Frankenberg
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Frankenberg
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg