Dorfitter

Geschichtsträchtiger Ort an der Itter

Dorfitter (335 m über NN), befindet sich im Ittergau am Flusslauf mit der Itter, die in den Edersee mündet. Die historische Entwicklung des Ortes spiegelt sich in zahlreichen Verwaltungswechseln wider, von der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert über das Königreich Preußen bis hin zur Eingliederung in das moderne Bundesland Hessen. Landschaftlich geprägt wird Dorfitter durch die idyllischen Zuflüsse Marbeck und Kuhbach, die das Naturbild der Region bereichern. Diese geographische und historische Vielfalt macht Dorfitter zu einem interessanten Beispiel der regionalen Entwicklung in Hessen​.

Die historischen Anfänge

Die Herren von Itter treten mit Widherold erstmals 1058 unter diesem Namen urkundlich in Erscheinung.

Das berechtigt aber nicht, die urkundliche Ersterwähnung von Dorfitter mit diesem Datum gleichzusetzen. Dies wird erst durch eine Urkunde vom 10. Mai 1126 möglich. Abt Erkenbert von Corvey beurkundet am 10. Mai 1126 zu Itter, dass ihm die beiden Schwestern Riclinde und Friderun, Edelfrauen von Itter, die Itterburg (castrum itere) mit Markt, Zoll und ihren im Ittergau (in pago itergowe) in der Grafschaft Siegfrieds (IV von Northeim) gelegenen Eigenbesitz in (Dorf)Itter, (Nieder) Ense, Lauterbach und Dalwig mit allen ihren Zubehör übertragen haben. Zu diesem Zubehör gehörten besonders auch 17 namentlich genannte Ministerialenfamilien mit einem Gesamtbesitz von 105 Hufengütern (mansen), fünf Wäldern und dem dritten Teil einer Mühle. Die Ministerialen waren Freie mit Eigenbesitz, die ihnen von den Herren von Itter gegen ein Zins verlehnt waren und zudem Waffendienste und Heeresfolge zu leisten hatten. Ihnen dienten 64 Unfreie oder Hörige (mancipia), die auch mit übergeben wurden. Die 105 Hufengüter lagen in 21 Orten, wo der Eigenbesitz (Allodialgüter) der Herren von Itter lag.

Die Schenkung an das Kloster Corvey umfasste vermutlich den gesamten Nachlass des 1123 verstorbenen Volkmar von Itter.

Dorfitter im Mittelalter

Von 1213 bis 1236 erscheint ein Edelherr Heinrich von Itter, genannt Pampis, der nicht recht in die Familie der Herren von Itter einzuordnen ist. 1226 verzichtete er auf seine Zehnteinkünfte zu Basdorf zugunsten des Klosters Werbe. Er hatte erheblichen Anteil an der Herrschaft Itter und an der Itterburg, denn seine Tochter Gertrud brachte ihrem Ehemann Werner von Bischhausen, der sich später von Löwenstein nennt, um 1230 Teile der Burg Itter (das sog. Löwensteiner Haus) und Dorfitter als Brautschatz zu.

Diese Anteile wurden also aus der Herrschaft Itter herausgenommen und gelangten in den Besitz der Herren von Bischhausen. Als Keimzelle des Ortes sind der Gutshof, die Bartholomäuskirche und die Rammelsmühle anzusehen.

Am 30. Dezember 1251 belehnt Abt Hermann von Corvey Werner von Bischhausen auch noch mit dem Hof zu Dorfitter. Später wurden die Besitzungen der Familie von Bischhausen unter den Erben aufgeteilt. So entstanden zunächst drei Nebenlinien, von denen sich eine von Schweinsberg, eine andere von Westerburg und die dritte von Löwenstein nannte.

Am 27. September 1282 übergaben Werners Söhne Hermann und Werner und deren Neffe Werner (Sohn ihres verstorbenen Bruders Heinrich), die Hälfte des Hofes mit allem Zubehör dem Kloster Netze (Nezehe).
Vier Jahre später, am 06. Mai 1286 übergaben sie auch den halben Zehnten von Itter, den bislang Heinrich von Netze und dessen Sohn Dietmar innehatten, an das Kloster Netze. Wann die Herren von Bischhausen, die sich ab 1256 von Löwenstein nennen (nach der 1253 fertiggestellten Burg) diesen halben Zehnten an Heinrich von Netze übergaben, ist urkundlich nicht bekannt.

Wie lange dann das Kloster Netze im Besitz dieser Hälfte des Hofes und des halben Zehnten war, kann auch nicht gesagt werden.

Am 13. April 1329 wird der Hof jedenfalls wieder im Besitz der Familie Löwenstein-Schweinsberg genannt. Die Brüder Reiner, Heinrich und Johann, genannt von Schweinsberg, lassen dem Erzstift Mainz ihren Hof und ihr Allod in Itter als Burglehen auf.

Johann Feige (Feygh) von Lichtenau (Lichtenaw), Kanzler von Hessen und dessen Ehefrau Anna bekommen von den Herren von Löwenstein am 03. August 1524 alle Güter in der Herrschaft Itter auf Lebenszeit zum Nießbrauch zugesprochen. Nach deren Tode fielen die Besitzungen wieder an die Herren von Löwenstein.

Dorfitter in der frühen Neuzeit

1547 verkaufte Merge von Löwenstein, Witwe Christofs, ihren Teil, wahrscheinlich ein Drittel, an Johann Gaugrebe für 100 Joachimstaler.

1560 besaßen die Löwensteiner noch zwei Drittel des Dorfes, dessen Wert auf 2000 Goldgulden veranschlagt wurde. Große Teile dieser Einkünfte waren jedoch zum Wiederkauf gegeben oder verpfändet. Im 16. Jahrhundert ging jedoch der gesamte Besitz derer von Löwenstein in Itter verloren: zunächst verkauften Engelbrecht und Johann ihren Teil, wohl ein Drittel, an die von Gaugrebe und 1758 folgten Otto und Hermann mit ihrem, dem letzten Teil.

Schließlich erwarb Landgraf Ludwig IV. im Jahr 1589 die ehemaligen Besitzungen derer von Löwenstein, bestehend aus Dorfitter, den Höfen zu Marienhagen und zu Harbshausen und der halben Steuerburg, so dass ab diesem Zeitpunkt die gesamte ehemalige Herrschaft Itter hessisch war.

In der heutigen Zeit

Im Zuge der Gebietsreform 1971 fusionierten die bis dahin selbstständigen Gemeinden Dorfitter, Herzhausen und Thalitter zur Gemeinde Ittertal, um am 1. Januar 1974 in der Großgemeinde Vöhl (heute: „Nationalparkgemeinde Vöhl“) aufzugehen. Heute (30.06.2021) wohnen 794 Einwohner.

Dorfitter hat sich zu einer Wohngemeinde entwickelt und ist in das eigentliche Dorf und das Neubaugebiet auf dem Rammelsberg geteilt. Die meisten Auspendler fahren in zur Arbeit in das nahe gelegene Korbach.

Am 20. Oktober 2023 ging ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Eine neue Umgehungsstraße führt den starken Verkehr auf der Bundesstraße B 252 nun am Ort vorbei, so dass die Anwohner vor der enormen Verkehrsbelastung mit all seinem Lärm entlastet werden.

Bahnlinie

Dorfitter wurde am 1. Mai 1900 an das moderne Bahnnetz Warburg-Sarnau angeschlossen und erhielt einen eigenen Bahnhof, der sich auf halber Strecke zwischen den Ortschaften Thal- und Dorfitter befindet. Aus Rentabilitätsgründen wurde der Personenverkehr am 30. Mai 1987 nach 87 Jahren aber eingestellt. Am 1. Juni 1991 folgte auch die Einstellung des Güterverkehrs.

20 Jahre später standen die Zeichen auf Reaktivierung der Bahnstrecke. Nachdem der Kreistag des Landkreises Waldeck-Frankenberg am 17. September 2011 für die Reaktivierung der Bahnstrecke stimmte und zusagte, sich mit gut drei Millionen Euro an den Kosten zu beteiligen, war die Wiederaufnahme des Verkehrs der „Nationalparkbahn“ endgültig beschlossene Sache.

Da die neue Haltestelle in der Ortslage von Thalitter gebaut wurde, ist Dorfitter seit diesem Zeitpunkt faktisch vom Bahnverkehr abgekoppelt. Das 1899 gebaute Bahnhofsgebäude befindet sich heute in Privatbesitz.

Die offizielle Wiederinbetriebnahme des Bahnverkehrs erfolgte am 11. September 2015.

Historische Namensformen

  • Itere, in (1126) [Regesta historiae Westfaliae 2: Vom Jahre 1126 bis 1200, Urkundenbuch, S. 4-5, Nr. 198 = Kaminsky, Reichsabtei Corvey, S. 255-259, U. 8. Unklar, ob auf Dorfitter, Thalitter oder beide zu beziehen]
  • Dorpittere, in (1239) [Abschrift, Urkunden der Propstei Marsberg, S. 38-39, Nr. 13]
  • Dorpytere, in (1251) [Schunder, Die von Loewenstein, Bd. 2: Regesten und Urkunden, S. 15, Nr. 8]
  • Ittere, in (1267) [Klosterarchive 3: Oberhessische Klöster, Band 1, S. 101-102, Nr. 303]
  • Dorfythere, in (1282) [Schunder, Die von Loewenstein, Bd. 2: Regesten und Urkunden, S. 39-40, Nr. 60]
  • Dorpethere, in (13. Jahrhundert) [Abschrift 2. Hälfte 14. Jahrhundert, J. Dolle, Lehnbuch der Edelherren von Schöneberg, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 41 (1991), S. 43 (21)]
  • Dorfyttere, in (1329) [Schunder, Die von Loewenstein, Bd. 2: Regesten und Urkunden, S. 81-82, Nr. 162]
  • Dorfitter (1733)


[HStAD Bestand P 23 Nr. 56]

Verwaltungsbezirk

  • 14./15. Jahrhundert: Herrschaft und Gericht Itter
  • 1126: Ittergau, in der Grafschaft des Grafen Siegfried IV. von Northeim (in pago Itergowe in comitatu Sigefridi comitis)
  • 1567: Herrschaft und Gericht Itter
  • 1589: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Herrschaft und Gericht Itter
  • 1604: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Herrschaft und Gericht Itter
  • 1648/50: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Herrschaft Itter
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Herrschaft Itter
  • 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Itter
  • 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Herrschaft Itter
  • 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Vöhl
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Vöhl
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg (bis 1886 noch als Amtsbezirk/Verwaltungsamt Vöhl)
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
  •